Statt meinen Kunden folgende Mail zu schreiben, habe ich heute allen einfach geschrieben, Sie sollen den Rechner herunterfahren und sich um die wirklich wichtigen Dinge kümmern. Wer Lust hat, kann hier den Entwurf lesen:
Mehr als 300 Personen habe ich dieses Jahr direkt und persönlich bei ihrer Lernreise als Trainer, Dozent, Coach und Berater begleitet. Dazu wurde ich 32.668 Minuten lang bei Udemy gehört. Ihr ward ein Teil davon, vielen Dank!
Dabei habe auch immer ich etwas dazugelernt. Mit der Perspektive eines Projektmanagers, und nicht immer Ernst gemeint, möchte ich Euch daran teilnehmen lassen:
Bahnfahren ist agil
Meine regelmäßigen Reisen zum Beispiel nach Bonn/Frankfurt zur BaFin haben mich nach üblichem Ärgernis über die Deutsche Bahn zu einer ganz neuen Sichtweise gebracht: Man darf die Bahnreise nicht als planbares/klassisches Projekt betrachten. Im Gegenteil, es ist ein agiles Projekt, dessen Ergebnis überhaupt nicht deterministisch ist. Ganz im Sinne von Srum sind, Hindernisse regelmäßig aus dem Weg zu räumen, sprinten tun in erster Linie Passagiere auf dem Bahnsteig, Änderungen sind Geschenke und schon kleine Erfolge sollten gefeiert werden. Das Verspätungsformular ist ein Ritual, was nach jedem Review Anwendung findet. Einzig musste ich lange überlegen, inwiefern die Kundenorientierung, die in agilen Projekten ja so wichtig ist, doch nicht dazu passt. Dann kam aber die Erleuchtung: Ich bin als Passagier gar nicht der Kunde.
Vielleicht hilft Euch diese Sichtweise bei der nächsten Bahnfahrt: kommt ihr trotzdem am Ziel an, seid ihr Bahn-Master!
Projektstrukturen helfen auch bei ADHS
In unserer immer komplexer werdenden Welt, haben es Menschen besonders schwer, die krankhaft schon mit dem „normalen Leben“ nicht umgehen können. Eine Teilnehmerin eines Trainings berichtete mir von ihrer (gering ausgeprägten) Erkrankung. Will Sie ein Bild an die Wand hängen, dann kann Sie das erstmal nicht ohne weiteres, weil so viele Teilaufgaben anfallen. Sie macht sich dann eine kleine Projektstruktur/Checkliste und arbeitet die Punkte nacheinander ab. Ein tolles Beispiel, wie Projektmanagement nicht nur in Projekten hilft.
Zwei kleine Aha-Erlebnisse
Ich wusste bisher nicht, dass das Modell von Kübler, Ross tatsächlich zwei Personen sind. Bisher dachte ich immer, es ist ein Doppelname. Und von einer geschätzten Trainerkollegin Martina Albrecht habe ich gelernt, wie man verification und validation auseinander halten kann: Am Ende der verification sagt der Kunde mit einem schlechten Englisch „This was veri good“ 😊.
Verhandlungsvorbereitung ist nur das halbe Leben
Wie viele von Euch wissen, bin ich Verfechter einer gut vorbereiteten und professionell durchgeführten Verhandlung. Nachdem wir im Training die Phasen, das Harvard Konzept und LAA und MDO durch hatten, kam ein Beispiel eines Teilnehmers: Wir haben auch einmal in der Firma super intensiv eine Verhandlung mit einem Lieferanten vorbereitet. Es ging um Cent-Beträge in einem Serienprodukt. Mehrere Workshops und Teams waren daran beteiligt. Am Tag der Verhandlung kam unser Geschäftsführer hinzu, um das übliche Company Profile zu präsentieren. Er fing damit an, dass es das beste Geschäftsjahr seit Gründung war. Damit hatte sich die Verhandlungsvorbereitung erledigt.
Der freie Wille unterscheidet uns von der KI (am Beispiel eines Konfliktes)
Regelmäßig versuche ich Methoden des Projektmanagements auch in mein privates Umfeld zu übertragen. Das gelingt zu 50%, optimistisch geschätzt. Bei Konflikten tendiert es eher zu 0%: wenn ich nicht selbst Teil des Konfliktes bin, kann ich Konflikte prima lösen, ansonsten kann auch ich nicht aus meiner Haut. Ein besonderes Beispiel habe ich nun aber mit meiner Tochter erlebt. Wir haben den Konflikt, den wohl fast alle Eltern kennen: morgens unter Termindruck anziehen. Das habe ich mit meinem Konfliktcanvas untersucht, mit meiner Frau besprochen. Der Plan war klar: wir müssen dem Bedürfnis nach Autonomie meiner Tochter nachkommen und ihr voller Wohlgefallen die Verantwortung für ihr Anziehen liebevoll übergeben. Gesagt, getan. In einem Papa-Tochter Gespräch habe ich meiner Tochter offeriert: „ Wir helfen Dir und stellen einen Wecker oder etwas ähnliches, aber Du bist jetzt so alt und klug, dass wir Dir voll vertrauen, morgens Dich rechtzeitig anzuziehen.“ Meine Tochter: „Das würde ich nicht tun.“
Neben dieser Ebene des Konfliktmanagements hat mich das auch an einen Tatort mit einer KI erinnert: Es ist doch einfach wunderbar, dass wir als Menschen einen freien Willen haben!
Mit Projekten Unternehmensstrategie umsetzen
Zum Schluss etwas aus meiner Tätigkeit als Strategiekoordinator. Wenn man die Trends erkannt, Stärken und Schwächen analysiert, den Markt im Blick und Ziele herausgearbeitet hat, kann man durch Projekte die Strategie eines ganzen Unternehmens umsetzen. Methoden des Portfoliomanagement, der Priorisierung, Zielemanagement und andere Strukturen des Projektmanagements eignen sich ganz ideal. Und noch eine Erkenntnis aus der Arbeit mit Strategien: Es ist schwer, Trends herauszufinden, die wirklich lange anhalten. Es gibt aus meiner Sicht aktuell nur ein Trend, der so sicher ist, dass er den Trend KI als Kleinigkeit aussehen lässt: der Klimawandel. Sich als Unternehmen darauf einzustellen und dafür Produkte und Dienstleistungen zu kreieren garantiert einen globalen, riesigen Markt. Das kann für Deutschland eine unfassbare Chance sein. Vergesst das nicht beim Wählen 😊.
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